Allerweltsvögel ziehen sich zurück

Bei der 14. Stunde der Gartenvögel haben im Landkreis Rotenburg 177 Vogelfreunde in 117 Gärten 4449 Vögel gezählt. Insgesamt wurden somit 38 Vögel pro Garten gesichtet. Damit lag die Beteiligung noch etwas höher als im Vorjahr. Der Haussperling bleibt mit 4,5 erfassten Individuen pro Meldung häufigster Gartenvogel, gefolgt von Amsel, Blaumeise, Kohlmeise und Feldsperling.

 

Negative Nachrichten gibt es vom Vogel des Jahres 2018, dem Star. „Er wurde mit im Schnitt 2,08 Vögeln pro Garten gemeldet“, so Dr. Meyer-Grünefeldt, Leiterin der NABU Umweltpyramide. „Das ist leicht unter dem Bundesdurchschnitt von 2,35 Staren, der seit 2006 gemessen wurde. Jedoch ist eine Abnahme von 14 % im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Gerade der Rückgang der Nahrungsquellen und Brutplätze durch die Intensivierung der Landwirtschaft, üben Druck auf den noch häufigen Vogel aus und führen zu einem Rückgang der Populationen.“ Ähnlich ergeht es dem in unseren ländlichen Strukturen ebenfalls noch oft anzutreffenden Feldsperling. Obwohl der Vogel noch zu den fünf am häufigsten gezählten Arten gehört, wurden in diesem Jahr mit nur noch 2,39 Individuen pro Garten eine Abnahme um 21 % verzeichnet. „Der Rückgang hat sehr ähnliche Gründe wie beim Star“, erklärt Dr. Meyer-Grünefeldt. „auch der Feldsperling leidet unter dem Verlust an Brutplätzen durch strukturelle Veränderungen, v. a. dem Verschwinden von Streuobstwiesen und Feldgehölzen, und erhöhte Pestizideinsätze. Ihm kann durch strukturreiche Gärten mit Obstbäumen und Büschen gut geholfen werden.“

 

Bei den Amsel haben sich die vermutlich krankheitsbedingten Rückgänge fortgesetzt. Die Amsel leidet unter dem Usutu-Virus. Bereits im vergangenen Jahr konnten NABU-Experten gemeinsam mit dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin nachweisen, dass der Rückgang der Amsel vor allem im Verbreitungsgebiet des Virus stattfindet. Auch im Landkreis Rotenburg (Wümme) wurden ein leichter Bestandrückgang zum Vorjahr ersichtlich, der auf den Virus zurückzuführen sein könnte. Wurden in 2017 noch 4,01 Individuen pro Garten gezählt, waren es in 2018 nur noch 3,79.

 

Das Rotkehlchen, das sich während der Brutzeit überwiegend von Insekten und deren Larven ernährt, wurde in diesem Jahr ebenfalls weniger gezählt (Abnahme um 10 % im Vergleich zum Vorjahr). „Das passt zum generellen Trend der besonders starken Abnahme insektenfressender Vogelarten und muss weiter beobachtet werden“, so Dr. Meyer-Grünefeldt. „Wer diesen Vögeln helfen will, sollte seinen Garten naturnah mit heimischen Büschen und Bäumen bepflanzen.“ Wie es um die Nahrung vieler Vögel, die Insekten, in Deutschland bestellt ist, darum geht es bei der neuen Citizen-Science-Aktion „Insektensommer“, deren erste Phase noch bis 10. Juni läuft. Die NABU Umweltpyramide ruft alle Vogelfreunde dazu auf auch an dieser Aktion teilzunehmen, denn wem das Schicksal unserer Gartenvögel am Herzen liegt, der sollte sich auch um ihre Ernährung sorgen. Informationen zur Teilnahme gibt es unter www.NABU-Umweltpyramide.de.

 

Alle Informationen zur Aktion unter www.stundedergartenvoegel.de

 Foto:  NABU/Hartmut-Mletzko: „Der Rückgang der Insekten wirkt sich merkbar auf die Vogelwelt aus“