Kampf der Sinne

Geht man heutzutage in einem Supermarkt einkaufen, so strahlen einen meist sortierte und liebevoll aufgeschichtete Gemüse- und Obstsorten an – zumindest sofern sie nicht in Plastik eingepackt wurden. Bei genauerem Betrachten fällt auf, dass es kaum noch einen Unterschied innerhalb der gleichen Sorten gibt. Ein Apfel gleicht zum Beispiel dem anderen in Größe, Glanz und Form. Bei der Sortenbeschreibung findet sich noch eine grobe Beschreibung des Geschmacks. Traditionelles Wissen über beste Verwertung, Nährstoffgehalte und regionale Herkunft wird dabei oftmals vernachlässigt. Doch ist es nicht gerade dieses Wissen, was einen Apfel von einem anderen unterscheidet? Diese Frage beantworten Fachleute, wie die Pomologen Eckart Brandt und Michael Ruhnau, auf dem alljährlichen Apfeltag der NABU Umweltpyramide am 28.10.2018  von 11 – 17 Uhr.

 

Während 1940 noch ungefähr 200 verschiedene Apfelsorten in Norddeutschland gehandelt wurden, finden sich nun noch ca. 10 Apfelsorten in unseren Läden. Dieses verarmte Sortenangebot hat nicht nur Auswirkungen auf die genetische Vielfalt, sondern auch auf die Gesundheit und die Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge und Krankheiten, erklärt der Pomologe Eckart Brandt in seinen Büchern. Unsere modernen gezüchteten Sorten stammen immer von den gleichen fünf Ausgangssorten ab und wurden vor allem mit Fokus auf hohe Erträge, gutes Aussehen, Lagerbarkeit und weitere Faktoren, die der wirtschaftlichen Nutzbarkeit entgegenkommen, gezüchtet. Dies macht diese hochgezüchteten Sorten für den privaten Garten nicht mehr wirklich nutzbar. Trotz der hohen Pflegeintensität (bis zu 30 Spritztermine im Jahr), werden sie im Einzelhandel dennoch oftmals angeboten. Besser bedient ist man jedoch mit einer regionalen, alten Sorte, die sich über Generationen auf natürliche Weise an unsere Klimate und Schädlinge angepasst hat. Diese Sorten bedürfen wenig Pflege, wenn man von regelmäßigen Schnitten absieht.

 

 

Der richtige Obstbaumschnitt ist eine Kunst für sich und unbedingt notwendig für eine gute Ernte und einen gesunden Baum. Auf dem diesjährigen Apfeltag der NABU Umweltpyramide wird allen Interessierten das richtige Vorgehen beim Schnitt um 12 Uhr von einem Fachmann vom Bio-Gärtnerhof Badenstedt auf der Streuobstwiese anschaulich erklärt. Anschließend stehen seine Obstbäume zum Verkauf. Einen Ausschnitt aus der breiten Palette an leckeren Äpfeln und Apfelprodukten wird auch Buchautor Eckart Brandt mitbringen. Wer sich nicht sicher ist, welche Sorte im heimischen Garten wächst, findet Hilfe bei Michael Ruhnau, sofern der Pomologe 3-5 Äpfel möglichst mit Stiel zur Sortenbestimmung mitgebracht bekommt. Die NABU Umweltpyramide freut sich auf eine fröhliche Veranstaltung und sorgt wie jedes Jahr für ein leckeres Kuchenbuffet.

Foto: Apfel, NABU/Bernd Schaller