Steinwüsten breiten sich weiter aus

Führte einen ein Spaziergang durch die eigene Siedlung bis vor einigen Jahren noch an artenreichen Vorgärten vorbei, so geht man heutzutage vielerorts durch eine Steinwüste. Solch ein „moderner“ Vorgarten gilt als unkrautfrei und pflegeleicht. Ein Trend, der bei Hausbesitzern, Vermietern und Stadtverwaltungen gleichermaßen zu beobachten ist. Lebensräume werden einfach mit Steinen zugeschüttet. Auch in Bremervörde müssen immer mehr Vorgärten den Steinen weichen, wie jüngst in der Johann-Kleen-Straße.

 

Während das Bewusstsein über den Rückgang heimischer Insekten und über die damit verbundenen Auswirkungen steigt, entstehen immer mehr sterile Gärten, die mit Neophyten bepflanzt sind.

„Das ist ein unglaublicher Widerspruch“, sagt Dr. Maren Meyer-Grünefeldt, Leiterin der NABU Umweltpyramide, “Natürlich ist es nicht das Bestreben der Besitzer das Artensterben weiter voran zu treiben, dennoch tragen sie durch ihr Handeln aktiv dazu bei.“ Gärten sind gerade in der heutigen Zeit wichtige Lebensräume für unsere heimischen Arten. Sowohl die Intensivierung der Landwirtschaft als auch die zunehmende Versiegelung von Flächen verdrängt unsere heimischen Tierarten. Rückzugsräume sind kaum noch zu finden. Naturnahe Gärten können dazu einen wichtigen Teil beitragen. Wenn jeder Gartenbesitzer seinen Garten oder zumindest einen Teil wieder naturnah gestaltet, bildet sich ein guter Verbund an Lebensräumen.“

 

Meist fällt die Entscheidung für den Steingarten unter der fälschlichen Annahme, dass diese pflegeleicht sind, da kein Rasen gemäht und kein Unkraut gejätet werden muss. Doch auch im Steingarten gibt es immer etwas zu tun. Blätter fallen auf die steinernen Flächen und müssen abgesammelt werden, denn ansonsten bildet siedeln sich in den Steinfugen Gräser und Pflanzen an. Ebenso bildet sich Moos auf den Steinen, wenn diese nicht regelmäßig gereinigt werden. „Gerade bei Mietswohnungen seien die Anwohner oftmals überhaupt nicht begeistert von diesen Maßnahmen“, erklärt Meyer-Grünefeldt weiter. „Ich habe auch mit Anwohnern der Johann-Kleen-Straße kurz gesprochen und sie nach ihren Meinungen zu den dort durchgeführten Maßnahmen gefragt. Sie waren entsetzt und hatten wenig Verständnis für die Erneuerung der Vorgärten“, erzählt Meyer-Grünefeldt. „Ich würde mir wünschen, dass Bremervörde und viele andere Städte in Niedersachsen bald dem Beispiel Bremens folgen und den Steinwüsten per Gesetz Einhalt geboten wird.“

 

 Foto: „Steinwüste in der Johann-Kleen-Straße in Bremervörde“ © Maren Meyer-Grünefeldt